Abenteuer am Rande der Welt: Lennart Pagel berichtet über seine Grönland-Reise

Abenteuer am Rande der Welt: Lennart Pagel berichtet über seine Grönland-Reise


Lennart Pagel, ein leidenschaftlicher Outdoor-Fotograf, erkundet die entlegensten Orte der Welt und hält seine Abenteuer mit der Kamera fest. Vor sechs Jahren begann unsere Zusammenarbeit, und seitdem hat er zahlreiche unvergessliche Erlebnisse gesammelt. Seine jüngste Reise nach Grönland hat dabei einen besonderen Eindruck hinterlassen. Im Interview gibt Lennart spannende Einblicke in diese außergewöhnliche Expedition, teilt seine Erfahrungen und erzählt, was ihn auf solchen Reisen besonders inspiriert.



Lennart, vor sechs Jahren haben wir das erste Mal mit dir zusammengearbeitet. Für diejenigen, die dich noch nicht kennen: Wer bist du und was machst du am liebsten?

Moin. Ich heiße Lennart Pagel, komme gebürtig von der schönen Nordsee (Cuxhaven represent) und wohne mittlerweile im herzlichen Köln. Vor einem guten Jahrzehnt entdeckte ich meine Leidenschaft zur Outdoor-Fotografie und fing an meine Bilder auf Instagram zu teilen. Die Shots kamen gut an und ich bekam kurz darauf meine ersten Anfragen als Fotograf. Mittlerweile bin ich seit acht Jahren vollzeitlich selbstständig als Fotograf. Noch immer sind es spektakuläre Orte und einzigartige Landschaften, die ich am liebsten fotografiere. Je abgelegener, desto spannender. Demnach ist es wohl kein Zufall, dass Grönland mein Fotografenherz besonders höherschlagen lässt.



 

Als passionierter Outdoor-Fotograf reist Du an die spannendsten Orte dieses Planeten. Erzähle uns mal von Deinem jüngsten Trip nach Grönland.

Grönland ist ein unvergleichbares Land. Riesig, eisig, abgeschieden. Es gibt, abgesehen von ein paar Wegen innerhalb der wenigen Orte, keine Straßen. Das eisbedeckte Landesinnere lässt sich am besten mit einem Hundeschlitten erkunden, doch meine Mission war eine andere. Ich hatte die Möglichkeit auf einem historischen Holzsegelschiff den spektakulären Scorsbysund zu erkunden – das größte Fjordsystem der Welt. Unsere Reise begann in dem entlegenen Dorf Ittoqqortoormiit und um kurz zu erläutern, was ich mit „entlegen“ meine: Der nächste Ort ist 800km entfernt. 



Nach einer abendlichen Erkundungstour durch Ittoqqortoormiit segelten wir hinein in das riesige Fjordsystem. Umsäumt von schroffen, bis zu 2000m hohen Bergen, erkundeten wir die eisige Landschaft. Wir steuerten zahllose Gletscher an, deren Eismassen sich in Richtung Wasser schieben, bis sie abbrechen und als Eisberge entlang des Fjords treiben. Entlang dieser eisigen Giganten im Fjord zu segeln war ein unglaubliches Erlebnis – und Fotomotiv.



Was hat dich am meisten bei deiner Reise inspiriert?

 

Mit der Vergänglichkeit von Momenten bin ich als Fotograf ständig konfrontiert, aber in Grönland habe ich sie ganz besonders gefühlt. Unser Boot war tagsüber fast pausenlos in Bewegung, wodurch sich um uns herum ständig neue Blickwinkel und Kompositionen ergaben. Hinzu kam, dass das Wetter sich mehrmals täglich änderte, wodurch ich die jeweilige Wetterlage nie für selbstverständlich nahm. Und dann gab es noch die Eisberge. Keiner glich dem anderen und bei jedem stand fest: Ich werde ihn nie wieder sehen. Diese Vergänglichkeit war herausfordernd und inspirierend zugleich.  



Das Wetter auf dem Schiff war sehr wechselhaft. Wie hast Du Dich beim Packen Deiner Tasche auf das wechselhafte Wetter eingestellt?

Der „Flughafen“ nahe Ittoqqortoormiit hat keine asphaltierte Landebahn, sondern ein Lande-Lehmfeld, das bei Regen leicht zur Schlammpiste wird. Um bei einer Landung nicht im Schlamm einzusinken, musste das Flugzeug möglichst leicht sein, weshalb es strenge Begrenzungen unseres Reisegepäcks gab. 



Eine Herausforderung für mich, da mein Fotoequipment bereits den Großteil des Platzes/Gewichts einnahm. Ich musste weise packen und hatte keinen Platz für einen sperrigen Daunenparka oder unnötige Kleidung, also entschied ich mich für das bewährte Zwiebelprinzip. Lange Unterwäsche als unterste Schicht, für die Isolierung einen Pullover und eine Fleecejacke und ganz außen, als Wetterschutz, meine Barbour Beaufort Wachsjacke. Ich war sehr happy mit dieser Wahl. Bei Minusgraden hielt die „Zwiebel“ mich warm und trocken und wenn es mal wärmer wurde, konnte ich meine Schichten so anpassen, dass es angenehm blieb.



Auf welche drei Gegenstände konntest du bei deiner Reise nach Grönland nicht verzichten?

Erstens: Meine Fotodrohne. Mit ihr konnte ich neue Blickwinkel einnehmen und unser Segelschiff aus einer Außenperspektive darstellen, wodurch besonders spektakuläre Aufnahmen entstanden sind.


Zweitens: Meinen Wollpullover. Den zog ich eigentlich fast nie aus. Unterdeck war es damit angenehm warm, aber ich konnte auch spontan rausgehen, ohne direkt zu erfrieren. Außerdem fügte er sich perfekt in die maritime Kulisse ein.


Drittens: Meine Badehose. Für einen „Polar Plunge“ vom Board des Schiffes in das kalte Wasser zu springen war ein unglaublich belebendes Gefühl. Ich war fast jeden Tag im Wasser.


Worauf legst du am meisten Wert, wenn du die Garderobe für deine Reisen aussuchst?

Meine Kleidung muss funktional sein, ohne dabei Ästhetik einzubüßen. Teilweise eine schwierige Kombi, doch für Barbour kein Problem. Die Notwendigkeit von Funktionalität erklärt sich von selbst, aber warum Ästhetik? Zum einen fühle ich mich wohler in Outfits, die ich schön finde. Zum anderen bin ich meistens mit anderen Fotografen unterwegs und wir fotografieren uns gegenseitig.  Meist dauert es nicht lang, bis die Worte „Lennart, kannst du mal kurz...“ fallen und ich Teil des Motivs werde. Von einem fotogenen Look profitieren in dem Moment alle.



Weißt du, wie viele Länder du schon bereist hast? Und welches war dein persönliches Highlight?

Das wollte ich bei Gelegenheit mal zählen, habe ich aber noch nie. Die Frage nach dem Highlight fällt mir leichter: Grönland. Schon bevor ich das erste Mal dort war, stand es ganz oben auf meiner Liste, doch seit meinem ersten Besuch 2018 erst recht. Von einem Boot aus zwischen Eisbergen und Eisbären eine Landschaft zu erkunden, die kaum ein Mensch zuvor gesehen hat, ist ein unvergleichbares Gefühl.



Personen, die Grönland schon einmal erkundet haben, sagen, es gibt ein Leben vor Grönland und ein Leben nach Grönland. Was ist für die Zeit nach Grönland geplant?

Grönland wird mich auch in Deutschland noch eine ganze Weile begleiten, denn meine knapp 10.000 Fotos und Videos wollen selektiert, bearbeitet und gesehen werden. So kann ich noch eine Weile länger in Erinnerungen schwelgen, während ich bereits davon träume eines Tages zurückzukehren.



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